
Manche Arbeitnehmende verkünden fast stolz, sie hätten heute noch keine Pause gemacht – als wäre das ein Leistungsausweis wie bei einem Marathon.
Hä? Pausen auslassen ist nicht nur ungesund, sondern in der Schweiz schlicht nicht erlaubt.
Pausen sind kein Nice-to-have, sondern klar gesetzlich geregelt. Und zwar für beide Seiten: Arbeitgeber und Arbeitnehmende.
Mindestpausen – schwarz auf weiss
Das Arbeitsgesetz ArG 15 schützt in erster Linie die Gesundheit. Darum sind Pausen nicht optional. Sie sind Pflicht.
- 15 Minuten bei mehr als 5,5 Stunden Arbeit
- 30 Minuten bei mehr als 7 Stunden Arbeit
- 60 Minuten bei mehr als 9 Stunden Arbeit (aufteilbar)
Definition einer Pause – zwischen Alltag und Arbeitsrecht
Im Alltag versteht man unter Pause einfach ein kurzes Innehalten: Kaffee holen, durchatmen, kurz aufs Handy schauen. Im Arbeitsrecht ist der Begriff viel präziser:
- Erholungszweck: Eine Pause dient der Regeneration. Wer jederzeit abrufbar ist, macht keine echte Pause.
- Ortswahl: Der Arbeitsplatz ist kein Pausenort, wenn man dort erreichbar bleiben muss.
- Zeitpunkt & Dauer: Pausen sind klar geregelt und abhängig von der Arbeitszeit (15, 30 oder 60 Minuten).
- Verpflichtung: Pausen sind nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht – sie müssen tatsächlich genommen werden.
Eine Pause ist kein „Loch“ in der Arbeitszeit, sondern ein bewusst eingeplantes Stück Gesundheitsschutz.
Was keine Pause ist
Eine Pause ist nur dann eine Pause, wenn Erholung möglich ist.
- Am Arbeitsplatz bleiben, jederzeit abrufbar → keine echte Pause.
- Technischer Unterbruch („wir warten auf die Maschine“) → gilt als Arbeitszeit.
- „Ich rauch mal schnell“ → Raucherpausen sind Privatvergnügen.
Führungsaufgabe: Pause erzwingen (!)
Pausen sind kein „Privileg“, das man sich verdienen muss. Sie sind ein gesetzlicher Auftrag. Das heisst:
- Arbeitgeber müssen ermöglichen, dass Pausen genommen werden.
- Arbeitnehmende müssen sie auch wirklich machen.
- Führungskräfte haben die Aufgabe, Pausen vorzuleben und durchzusetzen.
Pausen im System einfach technisch abziehen, ist keine echte Lösung. Einige sagen, es ist sogar schlimmer: Gesundheitsschutz wird missachtet und Zeiterfassung manipuliert.
Mindestpausen abziehen – sinnvoll oder unfair?
Viele Systeme ziehen dennoch Pausen automatisch ab, egal ob sie genommen wurden oder nicht. Das schützt zu einem gewissen Grad vor Missbrauch und Selbstausbeutung. Arbeit ohne Erholung ist teuer für die eigene Gesundheit und für das Unternehmen.
- Pro: motiviert dazu, die Pause wirklich zu nehmen.
- Contra: geleistete Arbeit wird nicht bezahlt, wenn jemand „durchzieht“.
Wichtig ist, dass es einen klaren Korrekturprozess gibt. Wer beweisen kann, dass er/sie gearbeitet hat, darf keine unbezahlte „Pseudo-Pause“ erleiden.
Hier ein Beispiel einer korrekten Parametrierung des Mindestpausenabzugs:

Fazit: Pausen sind Pflichtprogramm
- Sie schützen Gesundheit und Produktivität.
- Sie sind gesetzlich geregelt und nicht verhandelbar.
- Sie müssen geplant, ermöglicht und gelebt werden.
Und jetzt – hole ich mir einen Kaffee und mache eine Pause!
“Almost everything will work again if you unplug it for a few minutes, including you.”
— Anne Lamott, US-amerikanische Schriftstellerin
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